Jahresregister 1998

Schwerpunkte

spw 104 – 06/98

Postindustrieller Kapitalismus?

Wenn von Entwicklungsperspektiven der entwickelten Gesellschaften in den nächsten Jahrzehnten die Rede ist, fallen vor allem zwei Bezeichnungen: Dienstleistungsgesellschaft und Informationsgesellschaft. Wenngleich sie sich Überschneiden, betonen diese beiden Begriffe doch unterschiedliche Aspekte und Tendenzen, denen jeweils strukturprägende Bedeutung beigemessen wird. Wenn ein adäquates Gesamtbild entworfen werden soll, müssen sie jedoch im Zusammenhang miteinander (und mit den Entwicklungstendenzen der materiellen Produktion) diskutiert werden, weil es um dieselben Gesellschaften und Zeiträume geht: um den Kapitalismus in den hochentwickelten Zentren (und in der BRD im besonderen) in der ersten Hälfte des 21. Jahrhundert. Der Heftschwerpunkt soll einen Überblick über die Entwicklungstendenzen geben und eine kritische Einordnung und Bewertung der aktuellen Diskussionen ermöglichen.


spw 103 – 05/98

Macht – Demokratie – Protest

Als wir die Schwerpunktplanung begannen, wollte die Redaktion aus Termingründen bewußt Abstand halten von der Erörterung der Bundestagswahlergebnisse und eher theoriegeleitet die politischen Grundbegriffe Macht – Demokratie – Protest diskutieren lassen – auch um Kriterien und Horizonte zu entwickeln, in deren Licht konkreter aktueller politischer output zu bewerten ist. Im weiteren Verlauf der Diskussion erschien es jedoch zunehmend interessant, diese Begriffe doch zum Resultat ihrer demokratischen Praxis in der bürgerlichen Gesellschaft in ein Verhältnis zu setzen. Nun haben wir also beides im Heft: aktuelle Wahlanalysen einerseits und eher theoretische Aufsätze über Politikgrundlagen andererseits, wenn auch in unterschiedlichen Rubriken.


spw 102 – 04/98

Innovativer Kapitalismus?

„Innovation und Gerechtigkeit“ lautet der zentrale Wahlkampfslogan der SPD. Im Mittelpunkt der Berichte der Zukunftskommission der Freistaaten Bayern und Sachsen wie auch der Friedrich-Ebert-Stiftung steht ebenfalls das Innovationsthema. So fordert die Freistaaten-Kommission die unternehmerische Wissensgesellschaft (Bayern/Sachsen) als Kern einer Erneuerungsstrategie Die FES benennt als erstes Projekt die Verbesserung der Innovationsfähigkeit und die Stärkung der Humanressourcen. Ähnliches wird auch aus dem Unternehmerlager laut. Die Innovation – sprich das ,Neue‘ – soll in die Welt kommen. (siehe die von Lars Neumann und Hanna Marquas verfaßte Rezension des Buches von Pierer und Oetinger).


spw 101 – 03/98

Solidarität oder Spaltung?

Der Sozialstaat bzw. das bisherige Niveau sozialer Sicherung ist seit Jahren Zielscheibe von Angriffen der Arbeitgeber und der Neoliberalen. Im Mittelpunkt stehen hierbei zumeist die angeblich überbordende Kostenbelastung, die die Einzelnen wie die Wirtschaft überfordere, Arbeitsplätze gefährde und die Leistungsbereitschaft sowohl der Beitragszahlerlnnen wie der Leistungsempfängerlnnen untergrabe. Aber auch in Wissenschaft und in der Sozialdemokratie gibt es Debatten um notwendige Reformen und Umbauten des Sozialstaates. Anhaltende Massenarbeitslosigkeit und zunehmende Langzeitarbeitslosigkeit, Erosion des Normalarbeitsverhältnisses, sinkender Anteil der beitragspflichtigen Lohneinkommen und Finanzkrise des Staates, Veränderungen der Altersstruktur, Europäische Integration und verstärkte internationale Konkurrenz, aber auch Individualisierung und Differenzierung der Lebenslagen und Bedürfnisse und die Kritik patriarchaler Strukturen erfordern neue Antworten der Sozialpolitik.


spw 100 – 02/98

Sozialistische Politik und Wirtschaft

Der Schwerpunkt dieses spw-Heftes verbindet Beiträge zur Diskussion um die Neubestimmung einer sozialistischen, über den national und im Weltmaßstab mehr denn je dominierenden Kapitalismus hinausweisenden, Perspektive linker Politik mit Texten zur Tradition unserer Zeitschrift. Das hat natürlich den Anlaß, daß es sich um Ausgabe Nr. 100 der spw – Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft – handelt. Im Editorial des ersten Heftes der spw, das im Oktober 1978 erschien, wurde ausdrücklich auf die gleichnamige Zeit- Schrift ,,Sozialistische Politik und Wirtschaft“ Bezug genommen, die Paul Levi in den Jahren 1923 bis 1928 herausgab, bis sie mit der Zeitschrift ,,Klassenkampf“ fusioniert wurde.


spw 99 – 01/98

Sozialdemokratie im Übergang

Die Lage der SPD vor dem Parteitag war desolat, die Gefühlslage der Basis geprägt von Depression, Wut und Orientierungslosigkeit. Die Hoffnung war, der Parteitag und insbesondere der Vorsitzende können vielleicht doch noch einen Impuls nach vorne und hinaus aus dem Tal der Tränen geben. Mit diesen drastischen Worten wurde noch vor zwei Jahren der Bericht über den SPD-Bundesparteitag in Mannheim eingeleitet. Der amtierende Vorsitzende – Scharping – konnte die Hoffnung nicht erfüllen, stattdessen war es Lafontaine, der den Parteitag zu Begeisterungsstürmen hinriß und schließlich als Parteivorsitzender Mannheim verließ. Die Wahl Lafontaines wurde auch in dem bereits zitierten Artikel durchaus als Chance gesehen: ,,Seine Rede auf dem Parteitag, seine Perspektive einer linken Mehrheit (…) das bietet auch den Linken in der SPD größere Spielräume, ihre Positionen wieder wirksam zur Geltung zu bringen. Sie müssen es allerdings auch tun, und zwar selber.“