Schwerpunkte
- spw 92 – 06/1996: Zukunftsfähige Entwicklung
- spw 91 – 05/1996: Gender-Politics
- spw 90 – 04/1996: Neue Gemeinwirtschaft
- spw 89 – 03/1996: Ausbildung
- spw 88 – 02/1996: Crossover
- spw 87 – 01/1996: Money Money Money
spw 92 – 06/96
Zukunftsfähige Entwicklung
Die Debatte um „nachhaltige Entwicklung“ und ökologischen Umbau und die damit zusammenhängenden ökonomischen und gesellschaftlichen Perspektiven hat in diesem Jahr neue Impulse bekommen. Insbesondere die Veröffentlichung der von BUND und Misereor in Auftrag gegebenen Studie des Wuppertal-Instituts für ein ,,Zukunftsfähiges Deutschland“ hat eine Vielzahl kontroverser Beiträge ausgelöst. Ein Vorteil der Studie und des zugrundeliegenden Konzepts des Umweltraums ist die damit verbundene Konkretisierung der ökologischen Umbauerfordernisse, die der zunehmenden Beliebigkeit im Umgang mit den Begriffen der ,,Zukunftsfähigkeit“, ,,Nachhaltigkeit“ oder „Sustainability“ entgegenwirkt.
spw 91 – 05/96
Gender-Politics
Um Gender, um Geschlechterverhältnisse, geht es in diesem Heft. Die wissenschaftliche Verwendung des Begriffs gender ist offenbar bereits 1969 von Robert Stoller geprägt und dann von Ann Oakley 1972 weiterentwickelt worden. Er grenzt sich ab vom Begriff ,,sex“ als Bezeichnung für das biologische Geschlecht. ,,Gender“ läßt sich am ehesten als ,,soziales Geschlecht“ übersetzen und wird heute in feministischen und sozialistischen wie auch fachbezogenen wissenschaftlichen Diskussionen fast durchgängig verwendet.
Die Hinwendung zum Begriff gender bezeichnet, über die Abgrenzung vom Biologismus hinaus, noch mehr: nämlich den Paradigmenwechsel von der allein auf die Frauen bezogenen feministischen Perspektive hin zur Analyse eben des Verhältnisses zwischen beiden Geschlechtern. Hierbei ist die gender-Debatte nicht als Gegensatz zur Feministischen Wissenschaft zu verstehen.
spw 90 – 04/96
Neue Gemeinwirtschaft
In den letzten Jahren hat sich fast unbemerkt von der großen politischen Öffentlichkeit unter Arbeitsmarktpolitikerlnnen und -experten eine Renaissance der Diskussion um einen gemeinnützigen neuen Sektor von Beschäftigung zwischen Privatwirtschaft und Staat bzw. öffentlichem Dienst entwickelt. Bei aller Unterschiedlichkeit der Ansätze und vorgeschlagenen Instrumente, über die da diskutiert wird, stimmen sie darin überein, daß die gegenwärtige Beschäftigungslücke auf der einen Seite und die nicht gedeckten gesellschaftlichen Bedarfe an sozialen, ökologischen und anderen Produkten und Dienstleistungen auf der anderen Seite nicht hinzunehmen sind. Dieser Mißstand wird mit herkömmlichen neoliberalen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Ansätzen nicht zu beseitigen sein.
spw 89 – 03/96
Ausbildung
Der angeblich interessenneutrale, objektivierbare Kostendruck dominiert die Debatten über den „Standort Deutschland“ und das „Bündnis für Arbeit“. Ausschließlich stabilitätsorientierte Finanzpolitik und auf die Senkung der Arbeitskosten zielendes kurzfristiges einzelbetriebliches Kalkül sollen fitmachen für Europa und den Weltmarkt. So paßt dann auch ins Bild, daß die Arbeitgeber ihre Zusage, die Ausbildungskapazitäten um zehn Prozent zu erhöhen, nicht eingehalten haben; die Tendenz geht überdies dahin, daß die Zahl der Lehrstellen noch stärker abnimmt als die der Arbeitsplätze. Verteilt wird weiterhin – und zügelloser denn je seit der Nachkriegszeit – von unten nach oben und von Frauen zu Männern, das Lohngesetz wird Schritt für Schritt wieder in Kraft gesetzt. Auf dem Spiel stehen sämtliche Fortschritte, die innerhalb des Widerspruchs zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung in den letzten Jahrzehnten erkämpft wurden.
spw 88 – 02/96
Crossover
Liebe Leserinnen und Leser, das vorliegende Heft ist etwas Besonderes: eine gemeinsame Ausgabe der drei Zeitschriften Andere Zeiten, spw und Utopie kreativ. Nur aus versandtechnischen Gründen gibt es drei etwas verschiedene Titelseiten (die Post hätte die Hefte sonst nicht für den Postvertrieb akzeptiert), die anderen 59 Seiten sind völlig identisch. Sie wird gemeinsam von den drei Redaktionen der beteiligten Zeitschriften verantwortet. Wir wollen damit demonstrieren, daß über unterschiedliche Parteiorientierungen hinweg die Zusammenarbeit und der Diskurs linker Krafte möglich und gerade heute wichtiger denn je ist. Anlaß und inhaltlicher Schwerpunkt dieses gemeinsamen Heftes ist der Kongreß „Crossover – Für einen radikalreformerischen Neuanfang“, den die drei Zeitschriften am 3. und 4. Februar 1996 in Berlin durchgeführt haben.
spw 87 – 01/96
Money Money Money
Die öffentlichen Debatten über die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte, die Risiken der Spekulationsökonomie, über die Banken-, Geld- und Währungspolitik und ihre volkswirtschaftlichen Auswirkungen hinterlassen beim Publikum immer öfter den Eindruck, in den ,,unendlichen Weiten des Geldraumes“ reichlich verloren und überflüssig zu sein. In der Welt des großen Geldes und der Finanz jongleure habe der ,,kleine Mann“ mit seinen schnöden Alltagssorgen halt keinen Platz. Dieser Eindruck ist – was die internationalen Finanzmärkte betrifft – auch gar nicht so falsch.