Heft258 – 01/2024
KURZUM (258)
#orientierungsrahmen #spw

Foto: © DGB/Anna Sieger
Kai Burmeister ist Mitglied der spw-Redaktion und Vorsitzender des DGB Baden-Württemberg
VON Kai Burmeister
Der Anspruch unserer Zeitschrift – sozialistische Politik und Wirtschaft auf die Höhe der Zeit zu befördern – ist für sich genommen schon eine Herausforderung, seien es Analysen und Positionen zu den multiplen Krisen unserer Zeit, die Begleitung der nach der Bundestagswahl vermuteten und später enttäuschten Öffnung des politischen Raumes oder die Vermessung des digitalen Kapitalismus und der Potentiale eines modernen Sozialismus.
Jetzt kommt für spw die notwendige Neuaufstellung als Zeitschriften- und Medienprojekt hinzu, damit ein Forum zur Verbindung von politischer und ökonomischer Theorie und Praxis längerfristig gesichert werden kann. Zwar zeigt unsere Leser-Umfrage eine hohe Zufriedenheit sowohl mit Inhalt als auch mit einer gedruckten Ausgabe, gleichwohl ist ein Teil unserer Leserschaft zusammen mit uns älter geworden. Kurzum: spw sitzt auf einem Eisberg, der zwar einen stabilen Eindruck macht, doch zu schmelzen droht.
Zur Wahrheit gehört, dass neue Generationen von jungen Sozialistinnen und Sozialisten andere Lesegewohnheiten und vor allem auch andere Formen politischer Debatte entwickelt haben. Dauerhafte Print-Abonnements sind eher Ausnahme denn Regel. Wenn spw nicht als ein in die Jahre gekommenes Projekt in die Geschichte eingehen soll, geht es heute nicht um die bloße Entscheidung, spw als gedrucktes Heft oder als digitale Plattform fortzuführen. Vielmehr geht es um die Beantwortung gleich mehrerer Stränge, die die spw aktiv tragenden Genossinnen und Genossen zuletzt beschäftigt haben.
Basierte spw bisher – neben immer schon vorhandenen Spenden – vor allem aus Erlösen des Abos, scheint dieses Modell für viele linke Zeitschriften ans Ende gekommen zu sein. Die Diskussionen der letzten Monate haben gezeigt, dass eine solidarische Finanzierungsform künftig an Bedeutung gewinnen wird. Das noch sperrige Motto „Mir ist dieses politische Projekt wichtig und dazu leiste ich meinen finanziellen Beitrag“ sehen wir als eine wesentliche Antwort für unsere Zukunft.
Ein gedrucktes Heft soll es weiterhin geben, mehr denn je soll es mit digitalen Angeboten gelingen, Debatten jenseits des Vierteljahresrhythmus führen zu können. Es geht dabei nicht um tagesaktuelle Kommentierungen, sondern vielmehr um die attraktive Aufbereitung von relevanten Debattensträngen rund um soziale Demokratie, Partei, Wissenschaft, Gewerkschaften und soziale Bewegungen.
Der Anspruch von spw muss sich vor allem am inhaltlichen Angebot beweisen. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe stellt den Orientierungsrahmen für spw dar, der in Zeiten der Polykrise Orientierungen für fortschrittliche Politik geben soll. Dieses Angebot rund um einen Infrastruktur-Sozialismus betrachten wir als Baustelle linkssozialistischer Zukunftsdebatten. Gerade hier rufen wir zu Ergänzungen und kritischen Kommentaren auf, die eben gut digital abgebildet werden können.
Schon öfters stand spw seit der Gründung 1978 vor Herausforderungen der Neuaufstellung, die niemals einfach gewesen sind. Mit dem Orientierungsrahmen und der skizzierten Debatte zur Zukunft der spw stehen Vorschläge bereit, über die demokratisch beraten und entschieden werden muss. Für den Sommer sind wir dabei, entsprechende Versammlungen der spw GmbH, des Herausgeberkreises und der Redaktion etc. vorzubereiten. Kurzum: Wir arbeiten an der Zukunft von spw.